Herzlich Willkommen

Mein Name ist Stebbie. Ich lebe in einer bescheidenen Welt aus Kinderlachen, Eheleben, Blümchen, Herzchen und ein bißchen Trotz, in einem perfekten Dorf, direkt an der Ruhr. Eine Welt, in der ich mich außerordentlich wohl fühle und das Leben liebe.

Für mich scheint quasi rund um die Uhr die Sonne.

In diesem Blog möchte ich Themen beschreiben, die mir, in meinem Alltag als Mutter von zwei wundervollen Mädchen und einem prachtvollen Jungen, begegnen.

Ich freue mich, dich in meinem Blog begrüßen zu dürfen.

Samstag, 13. Juni 2015

Stillen

Nun kommen wir zu meinem Lieblingsthema, das „Stillen“.

Vorweg: Ich spreche nur für mich. Dies ist in keinerlei Hinsicht negativ an die Mamis gerichtet, die, egal aus welchen Gründen, nicht stillen können oder sich schlicht und ergreifend gegen das Stillen entschieden haben.

Ich liebe es meine Tochter zu stillen! Ich genieße ihre Nähe und die Zweisamkeit, wobei ich es auch gerne habe, wenn der Papa zu dieser Zeit bei uns sitzt. Denn er liebt es, mit ihr „Bäuerchen“ zu machen und so zumindest ein Teil des Stillgeschehens zu sein. Außerdem war uns der Papa anfangs eine große Unterstützung, auch beim Thema „Stillen“. Ohne ihn wäre das ganze Thema, für mich, sicherlich gar nicht so einfach und schön, wie es jetzt für mich ist.

Am Anfang meiner Schwangerschaft, mit meinem süßen kleinen Reh (Kosename meiner Tochter, bevor sie ihren eigentlichen Namen bekommen hat), habe ich mir noch keine Gedanken um das Stillen gemacht. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man die Brustwarzen, in der Schwangerschaft, mit einem harten Handtuch bearbeiten könnte. Dieser Vorgang sollte die Brustwarzen auf das Stillen vorbereiten und sie „abhärten“. Ich muss zugeben, dass ich dies auch teilweise versucht habe, auch wenn ich in Gedanken dabei nie beim Stillen war. Ich wollte einfach alle Tipps mitnehmen und ausprobieren. Das klingt nun bestimmt so, als hätte ich es sexuell genossen. Aber da muss ich euch enttäuschen, nein, auch das war nicht der Fall! Auf keinen Fall! Ich habe es einfach, ohne Hintergedanken, nach dem Duschen gemacht und kam mir dabei selbst so blöd vor, dass ich es nach 2-3 Malen auch wieder aufgeben habe. Am Ende war ich erleichtert, dass die Hebamme unseres Geburtstvorbereitungskurses erwähnte, dass solche Maßnahmen überhaupt keinen Nutzen tragen würden.

Im Laufe der Zeit sind Freundinnen und Bekannte, Mütter geworden. Ich habe so viele Geschichten über anfängliche Stillschwierigkeiten gelesen und mir, anfangs, gedacht: „Das kann doch nicht so schwierig sein.“

Eines muss ich, an dieser Stelle, zugeben: Die Ratschläge meiner Mutter sind nicht immer die Besten, (mit dem heutigen Wissen), aber ihre Einstellung über das Stillen, habe ich genauso übernommen. Dafür bin ich ihr auch sehr dankbar.

Nachdem ich also sämtliche Horror-Szenarien, wie „schlimm“, anstrengend, unangenehm und unpraktisch das Stillen sei, gelesen habe, habe ich begonnen, mir selbst über das Thema Gedanken zu machen. Mittlerweile war ich in einem fortgeschrittenen Stadium, meiner Schwangerschaft.

Also fing ich an, darüber nachzudenken, wie das Stillen wohl sein könnte und wie ich damit umgehen würde. Ich muss zugeben, ich habe so oft gelesen, dass das Stillen nicht klappt, keine Milch kommt, dass das Kind nicht an der Brust trinken mag usw., dass ich anfing zu glauben, ich könnte gar nicht stillen. Immerhin sind meine Brüste, in der Schwangerschaft, keinen Millimeter gewachsen

 -Wie sollte ich, mit meinem mickrigem A-Körbchen, wenn überhaupt!, ein Kind satt bekommen? 
-Und wenn tatsächlich doch Milch kommen sollte, so abgefahren es auch klingen mag? 

Vielleicht ist es dann wirklich so „dramatisch“, wie ich es auch gelesen hatte.

Tatsache ist, ich habe wirklich wenige Menschen getroffen, oder im Internet, gelesen, die mit voller Überzeugung erzählt haben, wie schön und einfach es sei, zu stillen. 

 ~Traurig, aber wahr!~

Im Grunde, denke ich jetzt, ist es einfach so, dass man eher über negative Ereignisse erzählt, als über positive Dinge, die nicht der Rede wert sind. 

Doch, für mich, sind sie eben doch der Rede wert. Und genau deswegen schreibe ich diesen Artikel!


Kommen wir zu meiner persönlichen Still-Geschichte:
In der Nacht der Geburt, waren wir, also mein Mann, die diensthabende Hebamme und ich, alleine im Kreißsaal, mit meiner süßen kleinen Tochter, noch im Mutterleib. Gegen Morgen kam, erst eine und kurze Zeit später noch eine weitere Gebärende.

Nach dem Schichtwechsel, um 7 Uhr, waren also 3 gebärende Mamis, mein Mann und eine neue Hebamme im Kreißsaal.

Gegen kurz vor 9 Uhr kam die Oberärztin und eine Ärztin in unser Zimmer. Es wurde ernst! Um 9:22 Uhr kam unser Sonnenschein zur Welt. 

Leider musste ich danach noch genäht werden, demnach waren die Ärztinnen noch länger anwesend. Danach verschwanden sie aber wieder und ließen uns die gemeinsame Dreisamkeit noch etwas genießen.

Die Hebamme hatte alle Hände voll zu tun, kam zwischenzeitig immer mal wieder rein und verschwand dann genauso so schnell wieder, wie sie rein geflitzt war. Irgendwann rief sie in den Raum, sie würde gleich noch mal kommen, damit wir die Kleine zusammen (an die Brust) „anlegen“ können.

Dazu kam es aber leider gar nicht mehr. Erst kam der Kinderarzt zur U1, dann versuchte ich, vergeblich, zur Toilette zu gehen und dann wartete schon meine Familie vor dem Kreißsaal.

Ohne meine frisch geborene Tochter anlegen zu können, wurde ich, auf einem Bett, mit ihr im Arm und dem stolzen Papa nebenherlaufend, aus dem Kreißsaal gefahren, wo uns meine Eltern und mein Bruder in Empfang nahmen.

Glücklicherweise bekamen wir ein Familienzimmer, sodass der Papa bei uns sein konnte. Wie schon geschrieben, eine große Hilfe!

Am selbigen Tag bekamen wir noch etwas Besuch, nur die engste Familie, wir kuschelten, zu dritt, viel und schliefen, nach der anstrengenden Nacht, auch tagsüber noch etwas.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, an stillen habe ich noch überhaupt nicht gedacht. Außerdem hatte ich gelesen, dass man am ersten Tag sowieso noch keine Milch hätte und dass die Babys in den ersten 2 Tagen nicht zwingend Milch bräuchten.

~Wir verpassten also den Einstieg!~

Erst am zweiten Tag erkundigte sich eine Krankenschwester, ob ich schon gezeigt bekommen hätte, wie man die Kleine anlegt. Sie zeigte es mir, legte mir mein Baby an die Brust, sagte mir, dass sie ca. 10 Minuten trinken sollte und ging wieder raus. Just in diesem Moment dockte Rehli wieder ab. Mein Mann und ich versuchten sie, gemeinsam, wieder anzudocken, ohne Erfolg. 

~Das konnte doch nicht so schwierig sein? ~ Doch, das konnte es durchaus!~

Da ich in den ersten zwei Tagen schlecht zu Fuß war, wie schon geschrieben, musste ich genäht werden, übernahm mein Mann das Wickeln und Waschen zu 100 %. So konnte ich den Besuch im Stillzimmer, von dem ich, zu diesem Zeitpunkt, nicht mal wusste, dass es existiert, nicht wahrnehmen.

Weiterhin wurde, im Laufe des zweiten Tages, die Gelbsucht unserer Tochter festgestellt, womit sie die ersten 24 Stunden „Urlaub unter der Lichttherapie gewann“.

Am Morgen des dritten Tages erfuhren wir dann, dass unsere Tochter nun knapp 10 % ihres Geburtsgewichtes verloren hatte. Ein förmlicher Stillkampf begann.

Zum ersten Mal ließ ich mich, schmerzlich, auf dem harten Sessel im Stillzimmer nieder. Die Stillberaterin, eine äußerst robuste, aber auch liebevolle Frau, legte mir meine Tochter an. Und, genau wie beim ersten Mal, dockte die Kleine genau in dem Moment ab, als die Stillberaterin das Zimmer wieder verließ. Andauernd musste ich sie rufen, andauernd fasste sie mir grob an die Brust, presste sie, laut ihren Angaben, wie ein „Butterbrot“ zusammen und schob den Kopf der Kleinen, in einem heftigen Ruck, an meine Brustwarze.
 
Es mag zwar merkwürdig und unangenehm klingen, aber ich dachte mir, in diesen Momenten, rein gar nichts dabei. Ich fand es weder unangenehm, noch befremdlich, sondern einfach nur notwendig und zweckmäßig.

Fortan, saß ich, im exakten 3-Stunden-Rhythmus, zusammen mit der Kleinen, im Stillzimmer und ließ mir mein Reh an die Brust „pressen“, denn anders funktionierte es leider nicht. Hinzu kam, dass die Kleine, von der Gelbsucht geschwächt, zu müde war zum Trinken. Immer wieder schlief sie ein.

Nachts, wenn die Stillberaterin nicht im Dienst war, halfen mir andere Schwestern und fütterten gegebenenfalls Pre-Milch (Muttermilchersatz) zu. Das ärgerte mich sehr, davon hatte ich oft gelesen und dachte immer: „Das würde ich niemals zulassen.“ Doch ich war zu schwach und zu kleinlaut um meine Meinung zu äußern. Ich ließ es also, mehr oder weniger, zu.

Morgens ging ich dann zur Stillberaterin und holte sie ins Boot. Ich „petzte“ ihr, dass die anderen Schwestern zugefüttert hatten und teilte ihr mit, dass das nicht mein Wunsch sei. Ich war so dankbar, als sie dem gesamten Team erläuterte, dass ich genug Milch hätte und man bei mir nicht zufüttern bräuchte.

Zu gegebener Zeit kam der sogenannte Milcheinschuss. Und zwar so richtig! Meine Brust lief förmlich aus, ständig musste ich meine Oberteile wechseln, da ich runde, nasse Kringel auf dem T-Shirt hatte. Erst als mich die Stillberaterin darauf ansprach, einen Still-BH anzuziehen, sah ich ein, dass nun der richtige Zeitpunkt war. War es doch ohne BH viel bequemer.

Wenn keine andere/n Mami/s im Stillzimmer saß/en, kam mein Mann mit hinein. Er unterstützte mich, wo er nur konnte, wickelte die Kleine zwischendurch wach oder stand mir einfach nur zur Seite, wenn ich mal wieder, mit mir selbst, oder mit dem Andocken der Kleinen, kämpfte.

Nach schwierigen fünf Tagen und dem Glauben, nach zwei Mal á 24 Stunden Phototherapie, die Gelbsucht überstanden zu haben, verließen wir das Geburtskrankenhaus.

Egal, wie genervt ich war, dass jede Schwester etwas anderes, zum Stillvorgang, zum Zufüttern oder zu den Stillzeiten, sagte oder wie böse ich über das Zufüttern an sich war, es hat uns geholfen.

Als ich nach Hause kam, wusste ich genau, wie man stillt. Es hat funktioniert und zwar alleine, ohne fremde Hilfe.

Traurigerweise mussten wir am nächsten Tag erneut in die Kinderklinik, weil der Biliwert (Gelbsucht) bei der Kontrolle wieder erhöht war. 

In der Kinderklinik waren die Ärzte der Meinung, dass Muttermilch beim Heilvorgang der Gelbsucht stören würde, da diese zu fett wäre. Man riet mir in den nächsten 24 Stunden nicht zu stillen, und was blieb mir anderes übrig, als den Rat der Ärzte zu befolgen.

In diesem Moment wurde mir klar, wie wichtig mir das Stillen ist. Immer wieder kamen mir die Tränen. Ich hatte Schuldgefühle, als ich meinem Engel die Flasche gab. Ich empfand es als falsch.

Im gleichen Rhythmus, von 3 Stunden, in dem meine Tochter die Flasche bekam, pumpte ich, mit einer Milchpumpe, Milch ab. Sogar als mir, in der Nacht, eine Krankenschwester anbot, dass ich weiterschlafen könnte, während sie die Flasche gibt. Zu groß war die Angst, dass meine Milch weniger werden würde.

Als endlich die, 24 Stunden, stillfreie Zeit abgelaufen waren, war ich wohl die glücklichste Mami überhaupt, als ich meine Kleine, mit eigener Kraft an meine Brust legte. Und ich war so stolz, dass die Kleine gelernt hatte selbstständig zu trinken. Denn auch dieser Vorgang ist sehr komplex und keinesfalls so einfach, wie man sich es vorstellt. Vor allem, wenn Babys bereits die Flasche bekommen haben, denn aus dieser ist es viel einfacher zu saugen, als an der Brust der Mutter.

Dem Kampf des Zufütterns musste ich mich erneut stellen, aber mit gestärktem Selbstbewusstsein, bekam ich es schnell in den Griff, dies auf das Nötigste zu unterbinden.

Kaum zu beschreiben, wie traurig ich war, als Rehli erneut unter die Lampe musste. Immer wieder ein Schlag in die Magengrube. Doch das Stillen gab ich nicht noch mal auf, das schwor ich mir an diesem Tag!

Unglaublich, aber wahr, dass wir sogar einen Tag wieder nach Hause durften, nur um zwei Nächte später, einen erneuten Rückschlag in Sache „Gelbsucht“ ertragen zu müssen.

Doch beim zweiten Aufenthalt in der Kinderklinik schafften wir eine 100 %-ige Ernährung durch Muttermilch. Unbeschreiblich!

Auch diese Zeit ging vorüber, und als wir, nach vollen zwei Wochen endlich, vollends, Zuhause ankamen, waren wir, alle drei, Stillprofis. Wir ergänzten uns gegenseitig. Rehli trank viel und souverän, weiterhin im 3-Stunden-Takt, ich genoss die Zeit mit ihr an der Brust und Papa war für das Bäuerchen zuständig.

Schon nach der ersten Woche daheim, fuhren wir in die Innenstadt, zum Shoppen. Zum Stillen verzogen wir uns in eine Umkleide im Kaufhaus. Nach und nach fing ich an über meinen eigenen Schatten zu springen und stillte auch in der Öffentlichkeit. Zugegeben, als einfach empfand ich es nicht, aber ich versuchte es immer wieder, um zunehmend Unabhängigkeit zu gewinnen. Auch dort war mein Mann eine riesen Hilfe, mit ihm im Rücken war es viel leichter. Er nahm mir die Kleine ab, wenn ich meinen Still-BH öffnen musste, drapierte mir mein Halstuch so, dass keiner einen Blick auf meine Brust werfen konnte, reichte mir mein Spucktuch, wenn meine Brust mal wieder, während des Stillens, auslief und machte, wie schon oft erwähnt, das Bäuerchen. 

Mittlerweile stille ich seit 6,5 Monaten voll und in der Öffentlichkeit ganz ohne Probleme, und auch ohne Halstuch vor der Brust. 

Noch akzeptiert unser Reh keine Beikost, weder Brei, noch breifrei. Daher stille ich weiterhin, mit unendlich viel Liebe, voll.  

Fazit:
Ich wünsche mir mehr Offenheit beim Thema „Stillen“, insbesondere in der Öffentlichkeit. Schenkt den Stillmüttern ein bißchen mehr Freiheit und keine kritischen Blicke, die sie verunsichern.

Stillen ist wirklich eines der schönsten Dinge, die es nur geben kann. Es ist unglaublich, dass man mit seinem eigenen Körper ein so wundervolles Lebewesen ernähren kann.

Jedes Mal, wenn ich unter der Dusche stehe, bin ich beeindruckt, wenn winzige Tröpfen Muttermilch, ohne meinen Einfluss, aus meinem Körper fließen. Überwältigend und wundervoll!

Eine wahrhaft grandiose Erfindung der Natur!

Und: Wenn man vom Schlimmsten ausgeht kann es nur besser werden!
 
Wenn ihr nur annähernd den Willen habt zu Stillen, dann kämpft dafür. Es lohnt sich! 

Es gibt nichts Praktischeres als immer und überall Säuglingsnahrung, in der perfekten Temperatur, bei sich zu haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen