Nun kommen wir zu meinem Lieblingsthema, das
„Stillen“.
Vorweg: Ich spreche nur für mich. Dies ist in
keinerlei Hinsicht negativ an die Mamis gerichtet, die, egal aus welchen
Gründen, nicht stillen können oder sich schlicht und ergreifend gegen das
Stillen entschieden haben.
Ich liebe es meine Tochter zu stillen! Ich genieße
ihre Nähe und die Zweisamkeit, wobei ich es auch gerne habe, wenn der Papa zu
dieser Zeit bei uns sitzt. Denn er liebt es, mit ihr „Bäuerchen“ zu machen und
so zumindest ein Teil des Stillgeschehens zu sein. Außerdem war uns der Papa
anfangs eine große Unterstützung, auch beim Thema „Stillen“. Ohne ihn wäre das
ganze Thema, für mich, sicherlich gar nicht so einfach und schön, wie es jetzt
für mich ist.
Am Anfang meiner Schwangerschaft, mit meinem süßen
kleinen Reh (Kosename meiner Tochter, bevor sie ihren eigentlichen Namen
bekommen hat), habe ich mir noch keine Gedanken um das Stillen gemacht.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass man die Brustwarzen, in der Schwangerschaft,
mit einem harten Handtuch bearbeiten könnte. Dieser Vorgang sollte die
Brustwarzen auf das Stillen vorbereiten und sie „abhärten“. Ich muss zugeben,
dass ich dies auch teilweise versucht habe, auch wenn ich in Gedanken dabei nie
beim Stillen war. Ich wollte einfach alle Tipps mitnehmen und ausprobieren. Das
klingt nun bestimmt so, als hätte ich es sexuell genossen. Aber da muss ich
euch enttäuschen, nein, auch das war nicht der Fall! Auf keinen Fall! Ich habe
es einfach, ohne Hintergedanken, nach dem Duschen gemacht und kam mir dabei
selbst so blöd vor, dass ich es nach 2-3 Malen auch wieder aufgeben habe. Am
Ende war ich erleichtert, dass die Hebamme unseres Geburtstvorbereitungskurses
erwähnte, dass solche Maßnahmen überhaupt keinen Nutzen tragen würden.
Im Laufe der Zeit sind Freundinnen und Bekannte,
Mütter geworden. Ich habe so viele Geschichten über anfängliche
Stillschwierigkeiten gelesen und mir, anfangs, gedacht: „Das kann doch nicht
so schwierig sein.“
Eines muss ich, an dieser Stelle, zugeben: Die
Ratschläge meiner Mutter sind nicht immer die Besten, (mit dem heutigen
Wissen), aber ihre Einstellung über das Stillen, habe ich genauso übernommen.
Dafür bin ich ihr auch sehr dankbar.
Nachdem ich also sämtliche Horror-Szenarien, wie
„schlimm“, anstrengend, unangenehm und unpraktisch das Stillen sei, gelesen
habe, habe ich begonnen, mir selbst über das Thema Gedanken zu machen.
Mittlerweile war ich in einem fortgeschrittenen Stadium, meiner Schwangerschaft.
Also fing ich an, darüber nachzudenken, wie das
Stillen wohl sein könnte und wie ich damit umgehen würde. Ich muss zugeben, ich
habe so oft gelesen, dass das Stillen nicht klappt, keine Milch kommt, dass das
Kind nicht an der Brust trinken mag usw., dass ich anfing zu glauben, ich
könnte gar nicht stillen. Immerhin sind meine Brüste, in der Schwangerschaft,
keinen Millimeter gewachsen.
-Wie sollte ich, mit meinem mickrigem
A-Körbchen, wenn überhaupt!, ein Kind satt bekommen?
-Und wenn tatsächlich doch Milch kommen sollte, so
abgefahren es auch klingen mag?
Vielleicht ist es dann wirklich so „dramatisch“, wie
ich es auch gelesen hatte.
Tatsache ist, ich habe wirklich wenige Menschen
getroffen, oder im Internet, gelesen, die mit voller Überzeugung erzählt haben,
wie schön und einfach es sei, zu stillen.
~Traurig, aber wahr!~
Im Grunde, denke ich jetzt, ist es einfach so, dass
man eher über negative Ereignisse erzählt, als über positive Dinge, die nicht
der Rede wert sind.
Doch, für mich, sind sie eben doch der Rede wert. Und
genau deswegen schreibe ich diesen Artikel!
Kommen wir zu meiner persönlichen
Still-Geschichte:
In der Nacht der Geburt, waren wir, also mein Mann,
die diensthabende Hebamme und ich, alleine im Kreißsaal, mit meiner süßen
kleinen Tochter, noch im Mutterleib. Gegen Morgen kam, erst eine und kurze Zeit
später noch eine weitere Gebärende.
Nach dem Schichtwechsel, um 7 Uhr, waren also 3
gebärende Mamis, mein Mann und eine neue Hebamme im Kreißsaal.
Gegen kurz vor 9 Uhr kam die Oberärztin und eine
Ärztin in unser Zimmer. Es wurde ernst! Um 9:22 Uhr kam unser Sonnenschein zur
Welt.
Leider musste ich danach noch genäht werden, demnach
waren die Ärztinnen noch länger anwesend. Danach verschwanden sie aber wieder
und ließen uns die gemeinsame Dreisamkeit noch etwas genießen.
Die Hebamme hatte alle Hände voll zu tun, kam
zwischenzeitig immer mal wieder rein und verschwand dann genauso so schnell
wieder, wie sie rein geflitzt war. Irgendwann rief sie in den Raum, sie würde
gleich noch mal kommen, damit wir die Kleine zusammen (an die Brust) „anlegen“
können.
Dazu kam es aber leider gar nicht mehr. Erst kam der
Kinderarzt zur U1, dann versuchte ich, vergeblich, zur Toilette zu gehen und dann
wartete schon meine Familie vor dem Kreißsaal.
Ohne meine frisch geborene Tochter anlegen zu können,
wurde ich, auf einem Bett, mit ihr im Arm und dem stolzen Papa nebenherlaufend,
aus dem Kreißsaal gefahren, wo uns meine Eltern und mein Bruder in Empfang
nahmen.
Glücklicherweise bekamen wir ein Familienzimmer,
sodass der Papa bei uns sein konnte. Wie schon geschrieben, eine große Hilfe! ♥
Am selbigen Tag bekamen wir noch etwas Besuch,
nur die engste Familie, wir kuschelten, zu dritt, viel und schliefen, nach der
anstrengenden Nacht, auch tagsüber noch etwas.
Ich muss ganz ehrlich zugeben, an stillen habe
ich noch überhaupt nicht gedacht. Außerdem hatte ich gelesen, dass man am
ersten Tag sowieso noch keine Milch hätte und dass die Babys in den ersten 2
Tagen nicht zwingend Milch bräuchten.
~Wir verpassten also den Einstieg!~
Erst am zweiten Tag erkundigte sich eine
Krankenschwester, ob ich schon gezeigt bekommen hätte, wie man die Kleine
anlegt. Sie zeigte es mir, legte mir mein Baby an die Brust, sagte mir, dass
sie ca. 10 Minuten trinken sollte und ging wieder raus. Just in diesem Moment
dockte Rehli wieder ab. Mein Mann und ich versuchten sie, gemeinsam, wieder
anzudocken, ohne Erfolg.
~Das konnte doch nicht so schwierig sein? ~
Doch, das konnte es durchaus!~
Da ich in den ersten zwei Tagen schlecht zu Fuß
war, wie schon geschrieben, musste ich genäht werden, übernahm mein Mann das
Wickeln und Waschen zu 100 %. So konnte ich den Besuch im Stillzimmer, von dem
ich, zu diesem Zeitpunkt, nicht mal wusste, dass es existiert, nicht
wahrnehmen.
Weiterhin wurde, im Laufe des zweiten Tages, die
Gelbsucht unserer Tochter festgestellt, womit sie die ersten 24 Stunden „Urlaub
unter der Lichttherapie gewann“.
Am Morgen des dritten Tages erfuhren wir dann,
dass unsere Tochter nun knapp 10 % ihres Geburtsgewichtes verloren hatte. Ein
förmlicher Stillkampf begann.
Zum ersten Mal ließ ich mich, schmerzlich, auf
dem harten Sessel im Stillzimmer nieder. Die Stillberaterin, eine äußerst
robuste, aber auch liebevolle Frau, legte mir meine Tochter an. Und, genau wie
beim ersten Mal, dockte die Kleine genau in dem Moment ab, als die
Stillberaterin das Zimmer wieder verließ. Andauernd musste ich sie rufen,
andauernd fasste sie mir grob an die Brust, presste sie, laut ihren Angaben,
wie ein „Butterbrot“ zusammen und schob den Kopf der Kleinen, in einem heftigen
Ruck, an meine Brustwarze.
Es mag zwar merkwürdig und unangenehm klingen,
aber ich dachte mir, in diesen Momenten, rein gar nichts dabei. Ich fand es
weder unangenehm, noch befremdlich, sondern einfach nur notwendig und
zweckmäßig.
Fortan, saß ich, im exakten 3-Stunden-Rhythmus,
zusammen mit der Kleinen, im Stillzimmer und ließ mir mein Reh an die Brust
„pressen“, denn anders funktionierte es leider nicht. Hinzu kam, dass die
Kleine, von der Gelbsucht geschwächt, zu müde war zum Trinken. Immer wieder
schlief sie ein.
Nachts, wenn die Stillberaterin nicht im Dienst
war, halfen mir andere Schwestern und fütterten gegebenenfalls Pre-Milch
(Muttermilchersatz) zu. Das ärgerte mich sehr, davon hatte ich oft gelesen und
dachte immer: „Das würde ich niemals zulassen.“ Doch ich war zu schwach und zu
kleinlaut um meine Meinung zu äußern. Ich ließ es also, mehr oder weniger, zu.
Morgens ging ich dann zur Stillberaterin und
holte sie ins Boot. Ich „petzte“ ihr, dass die anderen Schwestern zugefüttert
hatten und teilte ihr mit, dass das nicht mein Wunsch sei. Ich war so dankbar,
als sie dem gesamten Team erläuterte, dass ich genug Milch hätte und man bei
mir nicht zufüttern bräuchte.
Zu gegebener Zeit kam der sogenannte
Milcheinschuss. Und zwar so richtig! Meine Brust lief förmlich aus, ständig
musste ich meine Oberteile wechseln, da ich runde, nasse Kringel auf dem
T-Shirt hatte. Erst als mich die Stillberaterin darauf ansprach, einen Still-BH
anzuziehen, sah ich ein, dass nun der richtige Zeitpunkt war. War es doch ohne
BH viel bequemer.
Wenn keine andere/n Mami/s im Stillzimmer
saß/en, kam mein Mann mit hinein. Er unterstützte mich, wo er nur konnte,
wickelte die Kleine zwischendurch wach oder stand mir einfach nur zur Seite,
wenn ich mal wieder, mit mir selbst, oder mit dem Andocken der Kleinen,
kämpfte.
Nach schwierigen fünf Tagen und dem Glauben,
nach zwei Mal á 24 Stunden Phototherapie, die Gelbsucht überstanden zu haben,
verließen wir das Geburtskrankenhaus.
Egal, wie genervt ich war, dass jede Schwester
etwas anderes, zum Stillvorgang, zum Zufüttern oder zu den Stillzeiten, sagte
oder wie böse ich über das Zufüttern an sich war, es hat uns geholfen.
Als ich nach Hause kam, wusste ich genau, wie
man stillt. Es hat funktioniert und zwar alleine, ohne fremde Hilfe.
Traurigerweise mussten wir am nächsten Tag
erneut in die Kinderklinik, weil der Biliwert (Gelbsucht) bei der Kontrolle
wieder erhöht war.
In der Kinderklinik waren die Ärzte der Meinung,
dass Muttermilch beim Heilvorgang der Gelbsucht stören würde, da diese zu fett
wäre. Man riet mir in den nächsten 24 Stunden nicht zu stillen, und was blieb
mir anderes übrig, als den Rat der Ärzte zu befolgen.
In diesem Moment wurde mir klar, wie wichtig mir
das Stillen ist. Immer wieder kamen mir die Tränen. Ich hatte Schuldgefühle,
als ich meinem Engel die Flasche gab. Ich empfand es als falsch.
Im gleichen Rhythmus, von 3 Stunden, in dem
meine Tochter die Flasche bekam, pumpte ich, mit einer Milchpumpe, Milch ab.
Sogar als mir, in der Nacht, eine Krankenschwester anbot, dass ich
weiterschlafen könnte, während sie die Flasche gibt. Zu groß war die Angst,
dass meine Milch weniger werden würde.
Als endlich die, 24 Stunden, stillfreie Zeit
abgelaufen waren, war ich wohl die glücklichste Mami überhaupt, als ich meine
Kleine, mit eigener Kraft an meine Brust legte. Und ich war so stolz, dass die
Kleine gelernt hatte selbstständig zu trinken. Denn auch dieser Vorgang ist sehr
komplex und keinesfalls so einfach, wie man sich es vorstellt. Vor allem, wenn
Babys bereits die Flasche bekommen haben, denn aus dieser ist es viel einfacher
zu saugen, als an der Brust der Mutter.
Dem Kampf des Zufütterns musste ich mich erneut
stellen, aber mit gestärktem Selbstbewusstsein, bekam ich es schnell in den
Griff, dies auf das Nötigste zu unterbinden.
Kaum zu beschreiben, wie traurig ich war, als
Rehli erneut unter die Lampe musste. Immer wieder ein Schlag in die Magengrube.
Doch das Stillen gab ich nicht noch mal auf, das schwor ich mir an diesem Tag!
Unglaublich, aber wahr, dass wir sogar einen Tag
wieder nach Hause durften, nur um zwei Nächte später, einen erneuten Rückschlag
in Sache „Gelbsucht“ ertragen zu müssen.
Doch beim zweiten Aufenthalt in der Kinderklinik
schafften wir eine 100 %-ige Ernährung durch Muttermilch. Unbeschreiblich!
Auch diese Zeit ging vorüber, und als wir, nach
vollen zwei Wochen endlich, vollends, Zuhause ankamen, waren wir, alle drei,
Stillprofis. Wir ergänzten uns gegenseitig. Rehli trank viel und souverän,
weiterhin im 3-Stunden-Takt, ich genoss die Zeit mit ihr an der Brust und Papa
war für das Bäuerchen zuständig.
Schon nach der ersten Woche daheim, fuhren wir
in die Innenstadt, zum Shoppen. Zum Stillen verzogen wir uns in eine Umkleide
im Kaufhaus. Nach und nach fing ich an über meinen eigenen Schatten zu springen
und stillte auch in der Öffentlichkeit. Zugegeben, als einfach empfand ich es
nicht, aber ich versuchte es immer wieder, um zunehmend Unabhängigkeit zu
gewinnen. Auch dort war mein Mann eine riesen Hilfe, mit ihm im Rücken war es
viel leichter. Er nahm mir die Kleine ab, wenn ich meinen Still-BH öffnen
musste, drapierte mir mein Halstuch so, dass keiner einen Blick auf meine Brust
werfen konnte, reichte mir mein Spucktuch, wenn meine Brust mal wieder, während
des Stillens, auslief und machte, wie schon oft erwähnt, das Bäuerchen.
Mittlerweile stille ich seit 6,5 Monaten voll
und in der Öffentlichkeit ganz ohne Probleme, und auch ohne Halstuch vor der
Brust.
Noch akzeptiert unser Reh keine Beikost, weder
Brei, noch breifrei. Daher stille ich weiterhin, mit unendlich viel Liebe,
voll.
Fazit:
Ich wünsche mir mehr Offenheit beim Thema
„Stillen“, insbesondere in der Öffentlichkeit. Schenkt den
Stillmüttern ein bißchen mehr Freiheit und keine kritischen Blicke,
die sie verunsichern.
Stillen ist wirklich eines der schönsten Dinge,
die es nur geben kann. Es ist unglaublich, dass man mit seinem eigenen Körper
ein so wundervolles Lebewesen ernähren kann.
Jedes Mal, wenn ich unter der Dusche stehe, bin
ich beeindruckt, wenn winzige Tröpfen Muttermilch, ohne meinen Einfluss, aus
meinem Körper fließen. Überwältigend und wundervoll!
Eine wahrhaft grandiose Erfindung der Natur!
Und: Wenn man vom Schlimmsten ausgeht kann es
nur besser werden!
Wenn ihr nur annähernd den Willen habt zu
Stillen, dann kämpft dafür. Es lohnt sich!
Es gibt nichts Praktischeres als immer und
überall Säuglingsnahrung, in der perfekten Temperatur, bei sich zu haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen