Anfang des Jahres stellten wir uns, wie in jedem Jahr, die Frage, was wir uns für unseren Sommerurlaub vorstellen und wünschen. Kinder verändern alles, so auch die Urlaubsansprüche. Mit Baby fliegen wollten wir auf keinen Fall, genauso wenig wie eine zu lange Autofahrt.
So setzte sich folgende Suche zusammen:
-Hotel, direkt am Meer, mit Wellnessbereich
-bestenfalls mit überschaubarem Arrangement
-nicht weiter als 500 km Entfernung
-gute Internetbewertungen
Ein Urlaub in Deutschland konnten wir uns bisher nicht vorstellen, zumindest nicht, als großen Sommerurlaub. Die Mosel lädt natürlich zum Erholen ein, sodass wir schon öfter für ein paar Tage dort waren. Nun wollten wir jedoch richtiges Urlaubsfeeling, mit Meer, Sonne und Strand.
Ein Ding der Unmöglichkeit?
Nein!
Ein wundervoller Urlaub!
Die Fahrt war länger als gedacht. Knapp sieben Stunden saßen wir insgesamt im Auto, wobei wir drei Pausen machten, eine davon etwas länger.
Gerade als wir losfuhren fiel mir ein, dass Rehli in der nächsten halben Stunde hunger bekommen würde. Während der letzten Vorbereitungen und dem eiligen Frühstück habe ich gar nicht mehr darüber nachgedacht, sie noch mal kurz "anzulegen". Wir stellten uns also auf baldige Rast ein.
Obwohl ich mir immer geschworen habe, mit Baby an Board vorsichtiger, bzw. langsamer zu fahren, heizte ich über die Autobahn, während das Baby schlief. Ich heizte also vorsichtig!
Rehli schlief und schlief und schlief. Noch bevor sie hunger bekam musste ich zur Toilette.
Gefühlt, die Hälfte der Strecke führte über Landstraßen. Immer wieder drosselten wir das Tempo von 100, auf 70 und 50. Ziemlich nervig.
Im Urlaubsort angekommen sahen wir Urlauber an Souvenir-Shops entlang flanieren, fast alle trugen kurze Kleidung, manche hatten Luftmatratzen dabei, andere Strandtaschen und einige waren sogar nur im Bikini, Badeanzug oder Badehose unterwegs. Urlaubsstimmung! Doch bei uns kam sie nicht auf.
Nachdem wir in der viel zu eng geschnittenen Tiefgarage geparkt hatten wuchteten wir das unzählige Gepäck ins Zimmer, wobei wir mehrere Aufzugfahrten auf uns nehmen mussten, denn das Gepäck passte nie zeitgleich in den Aufzug und unser Zimmer befand sich in einem anderen Haus, wie die Tiefgarage.
Das Gepäck:
-Kinderwagen
-Babywippe
-ein großer Koffer
-eine Papiertüte mit Snacks
-ein Beutel mit ca. 12 Flaschen Wasser
-ein Korb mit Wickelutensilien
-eine Wickeltasche
-eine größere Handtasche
-und mehrere Plastiktüten mit Schuhpaaren
Bepackt, wie zwei Esel, und ein Baby, welches lässig im Kinderwagen lag, kamen wir in unserem Apartment an.
Die Räume, ein Wohnküche und ein Schlafzimmer, waren sehr klein, wobei das Schlafzimmer, zusätzlich ausgestattet mit einem Babybett wirklich Mini war. Das Mobiliar war schon ein bißchen in die Jahre gekommen. Das Badezimmer war im Gegensatz zum Schlafzimmer schon riesig, zumindest konnte man sich dort bewegen, was im Schlafzimmer schier unmöglich war.
Wohnküche
Schlafzimmer
Die Terrasse konnte aber wirklich überzeugen. Im Verhältnis zum gesamten Apartment war sie wirklich riesig!
Nachdem wir uns ein wenig eingerichtet und etwas frisch gemacht haben gingen wir ins Restaurant, zum Abendessen.
Zur Auswahl stand ein 3-Gänge-Menu, wahlweise, mit Fleisch, Fisch oder Vegetarisch. Als Vorspeise wurde eine Suppe angeboten und ein großes Salatbuffet.
Die Speisen waren sehr frisch und lecker, vor allem die Anrichtung des Hauptgangs und des Dessert konnten mich überzeugen.
Die Kleine lag, während wir gegessen haben, in ihrem Kinderwagen, größtenteils in Bauchlage und schaute sich interessiert um. Jeder, der an ihr vorbeiging, lächelte sie an und sie strahlte immer zurück.
Zwischenzeitig saß sie bei uns auf dem Schoß, knabberte an einem Stück Gemüse oder Brot.
Nach dem Abendessen machten wir noch einen kleinen Spaziergang. Auf der Promenade fand eine kleine Kirmes statt. Eine riesen Menschenmasse tummelte sich um ein Riesenrad, ein Karusell und um einen Zauberer, der eine Show machte. Es roch nach unterschiedlichen Speisen und nach Süßwaren.
Danach fielen wir, erschöpft von der Fahrt, ins Bettchen. Von dort aus hörten wir noch, dass es ein Feuerwerk gab.
Auch das Frühstück war sehr lecker. Die Auswahl war verhältnismäßig groß. Es gab verschiedene Brötchen, Croissants und Brot, eine Auswahl an Wurst und Käse, viel frisches Obst und zwei Sorten Joghurt, bzw. Quark. Außerdem gab es verschiedene Sorten Cornflakes und Müsli, Milch, Tee und natürlich Kaffee, den wir dankend ablehnten. Dafür tranken wir Kakao, der frisch zubereitet wurde.
Am ersten Morgen machten wir, nach dem Frühstück, einen Strandspaziergang.
Die Seeluft war noch etwas frisch und dennoch war es angenehm warm. Nur das Wasser war eiskalt und der Sand, mit vielen kleinen Steinchen drin, kratzte an den Füßen. Rehli hielt ihren Vormittagsschlaf in ihrer Trage.
Am Mittag hatten wir dann, im Arrangement enthalten, jeweils eine 30-minutige Massage.
Während ich massiert wurde wartete Papa mit Rehli im Schwimmbad. Auf einem großen Handtuch lag sie inmitten verstreutem Spielzeug. Als ich wieder kam ging Papa zur Massage, und ich wartete mit der Kleinen. Tiefenentspannt lag ich auf einer Liege, während Rehli wieder einschlief. Zu gerne hätte ich meine Augen auch geschlossen, doch die Angst, dass Rehli plötzlich wach würde und zum Pool robben würde war zu groß.
Demnach war ich froh, als Papa von der Massage zurückkam. Doch statt die Augen zu schließen gingen wir, zu dritt, in den Pool und plantschten mit der Kleinen.
Am zweiten Tag wollten wir ursprünglich einen Strandtag einlegen. Die Handtücher, Spielzeug und Strandsachen waren schon gepackt und wir hatten uns auch schon auf den kurzen Weg gemacht. Als wir jedoch unten ankamen bemerkten wir, dass wir die Stangen der Strandmuschel Zuhause vergessen haben. Also wollte Papa den Schirm von unserer Terrasse holen. Derweil setzte ich mich mit Rehli in den Schatten eines Strandkorbs und stillte sie, doch mehr und mehr krabbelten schwarze kleine Viecher erst auf meinem Arm, dann auf Rehlis Armen und letztendlich sogar auf ihrem Kopf. Durch ihre hellen blonden Haare konnte man sehen, dass ihr ganzer Kopf voller Gewittertierchen war. Als Papa dann zurückkam verordnete ich, dass wir wieder rein gehen würden.
Also verbrachten wir einen entspannten Tag auf unserer Terrasse. Rehli spielte auf ihrer Decke und ich las endlich mal wieder in einem Buch, welches ich vor über einem Jahr begonnen hatte und nie die Muße hatte weiter zu lesen.
Zwischendurch, wenn ein gutes Lied im Radio kam, begannen wir zu tanzen, lachten viel und bespaßten unsere kleine Zaubermaus.
Außerdem machten wir lustige Familienbilder.
Am Abend, nach dem Dinner, machten wir noch einen Spaziergang über die Promenade und beobachten den Sonnenuntergang.
Die Kleine lag in ihrem Kinderwagen und spielte mit ihrer Ringrassel. Und Zwischenzeitig machten wir wieder ein paar Bildchen.
Nachdem es dunkel wurde kehrten wir in eine Hotelbar ein und tranken Cocktails.
Es war eine richtige hübsche ruhige Ecke, in der wir uns gesetzt hatten. Eine dunkel rote Tapete, mit einem deckenhohen Bücherregel, in dem ein Kamin eingelassen war. Die schwarzen Ledersessel waren sehr bequem und luden zum Entspannen ein, während Rehli in Ruhe schlafen konnte.
Am dritten Tag machten wir einen Ausflug mit der Eisenbahn "Molli". Auch die Fahrkarten für diesen Programmpunkt waren in unserem Arrangement enthalten. Rehli hatte super viel Spaß während der Fahrt, aber auch Papa war hell auf begeistert.
Am Zielbahnhof angekommen schauten wir uns einen kleinen Kurort an und machten ein Picknick im Klostergarten.
Am vierten Tag fuhren wir mit der Bäderbahn, eine Art Bimmelbahn. Auch dabei hatte Rehli sehr viel Spaß. Am Yachthafen stiegen wir aus und schauten uns die vielen Yachten an.
In einem hübschen Café, mit Blick auf den Hafen, bestellten wir uns kühle Drinks und aßen eine Kleinigkeit.
Genau in diesem Café kam mir die Idee diesen Bericht zu schreiben. Ich war plötzlich so begeistert und ergriffen, dass der Urlaub so toll wurde, anders als gedacht. Außerdem wurde mir klar, wie super wir mit der Kleinen harmonieren. Sie war einfach nur lieb und ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie auch nur einmal schlecht gelaunt war, geschweige denn, dass sie so richtig geweint hat. Sie war einfach nur gut drauf und hat den Urlaub scheinbar genauso genossen, wie wir.
Sie hat genug Ruhe bekommen, genug Schlaf, aber auch genauso viel Aufmerksamkeit und Freizeitaktivitäten und im Umkehrschluss konnten wir in Restaurants und Bars, solange wir wollten.
Ursprünglich war geplant, dass wir noch eine Schiffsfahrt unternehmen, leider war dies jedoch nicht mehr möglich, da eine große Veranstaltung den Plan über den Haufen warf. Unsere Tickets, die auch im Arrangement enthalten waren, waren genau zu dieser Veranstaltung nicht gültig. Erfreulicherweise bekamen wir das Geld erstattet und so war der Ärger zwar nicht allzu groß, dennoch waren wir ein bißchen enttäuscht, da wir uns sehr darauf gefreut hatten.
Zum Trost, aber auch, weil ich seit Tagen Schmerzen am Ischias hatte habe ich mir noch eine Fangopackung gegönnt. Ein wirklich außergewöhnliches Erlebnis, eingeschmiert mit heißem Schlamm, liegend auf einer Art Wasserbett, quasi schwerelos. Und danach noch eine Rückenmassage, die ehrlich gesagt, deutlich besser war, als die erste Massage, im gleichen Haus.
Die kurzen Phasen an Entspannung, Zeit für mich alleine sind für mich sehr merkwürdig. Seit der Geburt meiner Tochter bin ich es überhaupt nicht gewohnt, mich alleine aufzuhalten, mal nur an mich zu denken. Zwar wäre es viel öfter möglich, da Papa sich wirklich rührend um die Kleine kümmert und ich sie problemlos alleine lassen kann, aber ich habe daheim gar nicht das Interesse etwas für mich zutun. Ich liebe es mit der Kleinen zusammen zu sein und diese eine Stunde alleine im Wellnessbereich fühlte sich schon wie eine Ewigkeit an, immer im Kopf, etwas vergessen zu haben, wie paranoid.
Später waren wir dann doch noch mal zusammen am Strand. Einige Wolken versperrten zeitweise den Blick auf die Sonne, sodass wir keinen großen Sonnenschutz brauchten.
Es war uns sogar möglich ca. 30 Minuten mit einem Strandspiel zu spielen, während uns unsere Tochter mit großen Augen dabei zugesehen hat. Wir hatten also jede Menge Spaß.
Wie wunderbar es wohl sein wird, wenn Rehli endlich mitspielen kann.
Weiterhin haben wir oft Karten gespielt, wobei das in Rehlis Dasein nicht so einfach ist, da sie uns immer die Karten klauen möchte, nur um sie sich in den Mund zu stecken. Die Kartenspielverpackung hat sie auf diesem Weg schon halb auseinander genuckelt.
Am letzten Tag war es sehr bedeckt und hat teilweise geregnet. Wir haben den Tag dennoch genutzt, um ein paar Souvenirs zu kaufen und ein leckeres Fischbrötchen zu essen.
Abends sind wir dann erneut ein paar Cocktails trinken gegangen.
Insgesamt war der Urlaub wirklich wundervoll! Das Wetter war spitze, die Freizeitaktivitäten waren eine gelungene Abwechslung zum Alltag und das Meer hat doch noch für Urlaubsstimmung gesorgt.
Ich würde sogar behaupten, dass es bislang der schönste Urlaub war, den ich je erleben durfte. Zugegeben, die Atmosphäre auf den Malediven ist nicht zu übertreffen, aber die Tatsache, Urlaub mit seinem eigenen Baby zu verbringen und 24 Stunden pures Glück erleben zu dürfen ist einfach unbezahlbar.
Urlaub in Deutschland?
Immer wieder gerne!
Hauptsache meine wundervolle Familie ist dabei ♥
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