Herzlich Willkommen

Mein Name ist Stebbie. Ich lebe in einer bescheidenen Welt aus Kinderlachen, Eheleben, Blümchen, Herzchen und ein bißchen Trotz, in einem perfekten Dorf, direkt an der Ruhr. Eine Welt, in der ich mich außerordentlich wohl fühle und das Leben liebe.

Für mich scheint quasi rund um die Uhr die Sonne.

In diesem Blog möchte ich Themen beschreiben, die mir, in meinem Alltag als Mutter von zwei wundervollen Mädchen und einem prachtvollen Jungen, begegnen.

Ich freue mich, dich in meinem Blog begrüßen zu dürfen.

Dienstag, 9. Juni 2015

Sichelfuß, bzw. Klumpfuß

Das Thema "Sichelfuß", bzw. "Klumpfuß" liegt mir besonders am Herzen. Gerne würde ich alle Eltern erreichen, die bedauerlicherweise Kinder mit angeborenen Sichel-, Spitz- oder Klumpfüßen haben.

Ein Klumpfuß ist eine Fußfehlstellung, bei der der untere Fuß nach innen zeigt, wie bei einem Sichelfuß, in Verbindung mit einem Spitzfuß, bei dem ein Fersenhochstand, durch eine zu kurze Achillessehne, besteht.

Nach der anstrengenden Forceps-Geburt, also Zangengeburt, unserer Tochter war ich einfach nur glücklich. Unbeschreibliche Gefühle, die ich so noch nie erlebt habe. Diese Gefühle übertreffen wirklich alles!

Als wenige Minuten nach der Geburt der Kinderarzt, zur U1, kam, war ich beruhigt und dennoch verzweifelt. Der Gesundheitszustand unserer Tochter war ideal, alles war gut. Man hatte lediglich einen Sichelfuß, am linken Fuß, diagnostiziert. Ratlosigkeit und Ängste, dass unsere Tochter nicht laufen können wird, machten sich in meinem Kopf breit. Wir bekamen aber sofort Entwarnung. Ein Sichelfuß sei nichts Schlimmes, er würde sich wohl selbstständig und normal entwickeln.



Auch bei der U2, am dritten Tag nach der Geburt, wo ein anderer Kinderarzt, unsere Tochter untersuchte, wurden wir beruhigt. Auch dieser Arzt diagnostizierte zwar den Sichelfuß, aber auch er bestätigte, dass sich dieser selbstständig zu einem normalen Fuß entwickeln würde.

In der Zwischenzeit, zwischen der U1 und der U2, hatten uns sämtliche Krankenschwestern verunsichert. Sie sprachen von Gips, Tapes, Bandagen und Schienen.

Leider kämpften wir in den ersten zwei Wochen, nach der Geburt, mit der stark ausgeprägten Gelbsucht unserer Tochter. Wir wechselten zwischenzeitig das Krankenhaus, da das Geburtskrankenhaus über keine Kinderklinik verfügt. 4 Mal á 24 Stunden sahen wir unsere Tochter unter dem blauen Licht der Phototherapie liegen. Die Freude wurde überschattet von unzähligen Blutabnahmen und dem Hasswort "Bilirubin". Aus diesem Grund verpassten wir es den Fuß erneut, bzw. erstmalig von einem Orthopäden, untersuchen zu lassen. Auch die Ärzte in der Kinderklinik sprachen davon, dass die Fehlstellung selbstständig behoben werden würde. Lediglich eine Krankenschwester machte uns darauf aufmerksam, dass eine Physiotherapie angebracht wäre.

Nach dem wir ENDLICH auch aus der Kinderklinik entlassen worden waren genossen wir die gemeinsame Zeit in vollen Zügen.

Erst bei der U3-Untersuchung, ca. 5 Wochen nach der Geburt, wurden wir von der Kinderärztin zum Orthopäden überwiesen. Einen Termin bekamen wir erst für 3 Monate später, so hoffnungslos überfüllt war die, von der Kinderärztin, empfohlene Klinik.

Zwischenzeitig waren wir, aus eigenem Interesse, bei einem Chiropraktor, der den Fuß, mit Hilfe von Tapes, bereits in die richtige Richtung bringen konnte. Eine große Hilfe, besonders im Bezug auf das KiSS-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung), welches bei unserer Tochter ebenfalls, erst vom Chiropraktor, festgestellt wurde. Dieses Syndrom steht häufig in Verbindung mit dem Sichelfuß. Eine asymmetrische Kopfhaltung und eine Schieflage im Bett und einseitige Stillprobleme gingen mit diesem Syndrom einher.






Knapp 4 Monate nach der Geburt stand endlich der Termin, beim Orthopäden, an. 4! Stunden warteten wir im überfüllten Wartebereich mit zig ungeduldigen Kindern, in allen Altersklassen vertreten.

Obwohl wir nicht zuletzt gekommen waren, wurden wir scheinbar als Letztes aufgerufen. Und das obwohl wir einen festen Termin hatten. Im Wartezimmer sprachen mein Mann und ich darüber, dass wir nun so lange warten müssen und am Ende hieße es dann wieder: "Kein Problem! Der Fuß regeneriert sich selbstständig." Oder wir machten Späße: "Warum sind Sie überhaupt hier? Der Fuß ist doch kerngesund."

Als wir aufgerufen wurden erwartete uns eine gestresste, ältere Ärztin. In Windeseile zogen wir unserer Tochter die Strumpfhose aus, die Ärztin erhaschte nur einen kurzen Blick auf den betroffenen Fuß und dann sprach sie aus, was wir niemals für möglich gehalten haben:

~"Ich empfehle den Fuß einzugipsen. Sind Sie damit einverstanden?" ~

Laut Oberärztin handelte es sich nämlich gar nicht nur um einen Sichelfuß, sondern um einen Klumpfuß.

Mein Mann fragte noch, ob es denn die beste Therapie sei und, ehe wir uns versahen, lag unsere Tochter schreiend, in einem mit Gips verschmierten Raum, auf einer Liege.

Der "Gipser" machte Witze und gratulierte ihr zum ersten Gips in ihrem Leben.

In unseren Köpfen spielte sich derweil Furchtbares ab. Wir waren verzweifelt, ungläubig, verletzt, zutiefst getroffen.

Während unsere Tochter schrie, der Gipser den Gips um ihr Bein schmierte und mein Mann versuchte unsere Tochter zu beruhigen, stand ich nur daneben und Tränen liefen mir über mein Gesicht. Ganz leise weinte ich in mich hinein.




Die Ärztin war schon längst verschwunden, sie hatte Feierabend und auch der Gipser war auf dem Sprung. Nachdem er den Gips erledigt hatte rief er scheinbar seine Freundin an und sprach mit ihr über einen Film, den sie sich an diesem Abend ausleihen wollen würden. Ungläubig packte ich die Strumpfhose unserer Tochter ein, die sie nun nicht mehr tragen konnte, drapierte ein Handtuch in den Kinderwagen, auf dem sie ihr Bein legen konnte. Gemeinsam lagen wir sie hinein und liefen tieftraurig und erschüttert zum Auto.

Ich war dankbar, dass mein Mann nicht mehr zur Arbeit musste. Eigentlich wollte er nur kurz, in seiner Mittagspause, zu dem Termin stoßen.

Im Auto gab ich meinen Tränen kein Halten mehr. Ich fing bitterlich an zu weinen.

Als mein Mann den Parkschein begleichen ging, rief ich, plötzlich wütend, meine Mutter an. Ich erzählte ihr alles, so gut es eben ging, denn zwischenzeitig schluchzte ich, deutlich hörbar, in den Hörer rein.

Mein Mann fuhr los, während meine Mutter mir Mut zusprach.

Zuhause angekommen suchte ich im Internet nach Alternativen, nach einer besseren Therapie für unsere Tochter.

Die empfohlene Therapie der Orthopädin lautete:

-Ca. 6 Wochen Gipstherapie, mit wöchentlichem Gipswechsel
-Operative Durchtrennung der Achillessehne
-Weitere 6 Wochen Gipstherapie
-5 Jahre Schiene, auf der beide Füße, miteinander verbunden werden 

Die Schiene soll, solange sie nicht laufen kann, 24 Stunden getragen werden und danach nur in der Nacht.




Am nächsten Tag fuhr ich mit meiner Mutter zu einer anderen Klinik, um der Gips entfernen zu lassen.

Unsere Tochter war, seit Beginn, der Gipstherapie nur noch am Weinen, schlief nur ein, solange der Kinderwagen in Bewegung war.


In der anderen Klinik riet man uns zur gleichen Therapie. Dennoch wurden wir im gewissen Maße beruhigt. Man klärte uns auf, nahm uns sämtlichen Ängste und als Paradebeispiel schlief meine Tochter ihren wohlverdienten Schlaf, sodass die anwesende Ärztin nicht daran glaubte, dass meine Tochter nur am Schreien sei: "Sie schläft doch!"
 
Wir veranlassten, die Gipstherapie in der zweiten Klinik durchführen zu lassen. Dort klärte man uns wenigstens auf und die erheblichen Wartezeiten waren dort auch nicht gegeben.

Eine Woche später stand der erste Gipswechsel an. Irgendwie bin ich, laut der Aussage der angetroffenen Ärztin, vor etwas mehr als einer Woche, davon ausgegangen, dass der Oberarzt persönlich sich unseren Fall anschaut. Stattdessen trafen wir eine weitere, für uns neue, Ärztin an. Auch diese Ärztin versicherte uns, dass die Gipstherapie die beste Therapie für uns sei. Sie machte Fotos, vom entgipsten Fuß, und lag das Bein danach wieder in Gips.

Eine weitere Woche später, beim nächsten Gipswechsel, war es dann ein Arzt, der uns auch zum ersten Mal sah. Von dem Foto, welches die Ärztin gemacht hatte, war keine Rede mehr. Auch er verordnete einen neuen Gips.

Langsam wurden wir ungehalten. Immer ein neuer Arzt/Ärztin (Orthopäde/Orthopädin), immer wieder ein neuer Gips, immer wieder die Aussage: "Nächste Woche sehen wir weiter." Woche für Woche machten wir uns Hoffnung, dass der Gips frühzeitig abgemacht werden könnte.

Beim 3. Gipswechsel hatten wir uns darum bemüht, dass der Oberarzt der Klinik zum Termin zustoßen könnte. Wie durch ein Wunder, klappte dies. Leider aber auch nur, weil wir vorgaben darauf die Woche im Urlaub zu sein.

Wie vom Blitz getroffen, plapperte ich darauf los, was mir so ewig auf der Seele brannte. Ich erzählte von einer Physiotherapie, von der ich gelesen hatte. Und der Oberarzt sagte: "Dann machen Sie das doch einfach!" Und verschwand.

Innerlich aufgewühlt und ängstlich, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, aber auch unendlich glücklich, zogen wir unser Mädchen an und fuhren heim. OHNE Gips!

Kaum war ich Zuhause, mein Mann war schon wieder auf der Arbeit, rief ich in dem Therapiezentrum an, welches die Physiotherapie anbietet und bekam einen Termin, für den gleichen Tag! Wow! Das ging schnell!

Mittlerweile hatten wir 10 Therapiestunden.

Täglich müssen wir 3 Übungen, 15 Minuten á 3 Mal, mit der Kleinen machen. Sie trägt nun 24 Stunden eine flexible Bandage um den Fuß. Während der Übungen und zum Waschen und Baden ziehen wir ihr die Bandage aus und können sie danach, selbstständig, wieder anlegen.




Heute haben wir erfahren, dass der linke Fuß (Klumpfuß), der etwas verkürzt war, bereits gleich lang, wie der andere Fuß ist. Er ist locker und flexibel, lässt sich bereits, mit der Kraft der Kleinen, in die richtige Stellung bringen.

Die Durchtrennung der Achillessehne ist KEIN Thema mehr! Mit Hilfe verschiedener Übungen, die wir im Laufe der Zeit, bis die Kleine beginnt zu laufen, erweitern und ersetzen, lässt sich die Achillessehne dehnen und strecken. Ganz ohne eine OP.

Fazit:
Wir sind 100 % zufrieden mit der manuellen Therapie. Natürlich haben wir mehr Aufwand, mit den täglichen Übungen, aber wir genießen die Zeit mit unserer Kleinen. Sie liebt die "Fußmassagen" und meckert kaum noch während der Übungen. Die Bandage stört sie überhaupt nicht. Sie bemerkt sie gar nicht und kann ihren Fuß ganz normal, genau wie den anderen, benutzen. Strampeln, Beine strecken, Drehung vom Rücken auf den Bauch, alles kein Problem (mehr). Im Gegenteil: Sie arbeitet aktiv mit uns mit, damit der Fuß, sobald sie läuft, gerade ist.

Wir würden uns immer wieder so entscheiden.




Bitte liebe Eltern, nehmt euch die Zeit, erkundigt euch nach alternativen Behandlungen! Es lohnt sich!

Bei Fragen und Anregungen stehe ich euch gerne zur Verfügung!

14 Kommentare:

  1. Schön geschrieben :*
    Weiter so! <3

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  2. Guten Abend,
    Sehr interessante Geschichte. Mein Sohn hat von Geburt an, an beiden Füßen Sichelfüße. Durch dehnen, Massagen und Reize ist der rechte Fuß fast vollständig normal der linke jedoch weiter nach innen geneigt. Allerdings kann er beide Füße ohne Probleme gerade machen. Die Kinderärztin hat jetzt gemeint er soll zum Orthopäden und er würde dann entscheiden ob gibs oder Schiene. Am Telefon sagte man mir das es bei ihm ja nicht so dringend wäre deswegen Termin im Mai vorher ist nichts frei. Jetzt möchte ich bis dahin versuchen den Fuß selbst in die richtige Richtung zu lenken. Haben Sie irgendwelche Tipps bei wem man am besten nachfragt? Oder was man noch machen kann? Möchte auf keinen Fall einen gibs. Vielen Dank und liebe Grüße Cindy

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    1. Hallo Cindy,

      vielen Dank für deinen Kommentar.

      Ich kann dir das Buch "Der kleine Fuß ganz groß" empfehlen. Da stehen die Übungen, die wir unter Anleitung, bei der Physiotherapie, gemacht haben, genau beschrieben.

      Ich würde zusätzlich mal bei der Kinderärztin nachfragen, ob ihr ein Rezept zur Physiotherapie bekommt. Ich habe damals einfach gesagt, dass der Orthopäde das empfohlen hat.

      Ich drücke alle Daumen, dass ihr ohne Gips und Schiene an euer Ziel kommt.

      Liebe Grüße

      Stebbie

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  3. Hallo Stebbie,
    ich hab einen Sohn (mittlerweile fast ein Jahr alt) mit beidseitigem Klumpfuß. Hast du Interesse an einem Austausch per Mail? Würde mich freuen, liebe Grüße, Marie

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  4. Hallo ��, ich wollte mal bescheid sagen, was aus meinem Sohn geworden ist. Meine Kinderärztin hatte sich geweigert mir Physio aufzuschreiben. Aus dem Grund habe ich sie selbst gezahlt. Die war extra auch auf Babys spezialisiert und hat mir gezeigt wie ich die Füße wickle und massiere. Das ganze habe ich drei Wochen gemacht. Als ich drei Tage nach der Physio zur Ärztin ging hat die sich allerdings entschuldigt, da es ja gar nicht so schlimm wäre wie sie dachte. Naja, mein Sohn kann seit dem er acht Monate alt ist wunderbar laufen, und hat keine verkürzten sehnen mehr, auch wenn die Füße immer mal wieder nach innen stehen.
    Liebe grüße

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    1. Wie geht es euch mittlerweile? Ich hoffe, es läuft weiterhin so gut!

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  5. Toll! Sehr schade, dass ich diesen beitrag erst jetzt lese. Darf ich fragen, ob auch ein Orthopäde mit dabei war? Und wo die Physiopraxis ist?

    Liebe Grüße

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    1. Hallo FilleRose93,

      sorry, dass ich jetzt erst antworte, aber ich habe es bisher immer wieder vergessen.

      Wir sind nun (wieder) in orthopädischer Behandlung, bzw. zu regelmäßigen Kontrollen, in einer Praxis. Davor haben wir leider nicht den richtigen Orthopäden gefunden, der uns auf unserem Weg unterstützt, ohne Orthesen.

      Daher fahren wir nun immer einige Kilometer, haben aber bislang nur positive Bewertungen bekommen und sind super zufrieden.

      Die Physiopraxis befindet sich in Duisburg.

      Liebe Grüße

      Stebbie

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  6. Hallo und vielen Dank für diesen schön geschriebenen Artikel! 5 Jahre Therapie und regelmäßig zu Kinderorthopäden zu gehen klingt vor allem am Anfang nach einer sehr langen Zeit.. Aber für das eigene Kind ist man bereit alles zu machen. Es freut mich sehr zu hören, dass ihr mit der Therapie zufrieden seid! Ich muss noch mich noch über andere Behandlungen informieren, aber das klingt schon mal ganz gut..
    Danke und liebe Grüße! Sophie

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    1. Unsere Tochter ist mittlerweile 3 Jahre alt und die Füße sehen kerngesund aus.

      Wir achten weiterhin auf passendes Schuhwerk und genießen den Anblick an ihre perfekten Füße jeden Tag!

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  9. Hallo Stebbie.
    Ich habe dir eine Email geschickt...ich bitte dich um Rückmeldung.
    Viele Grüsse,
    Monika

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